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Warum Eigenkapital wichtig ist (17. Februar 2016)

Machen wir uns die Bedeutung von Eigenkapital ein einem kleinen Praxisbeispiel klar. Vorab noch eine Anmerkung: Sämtliche genannten Zinssätze sind reale Zinssätze (Stand: Februar 2016).

Die Ausgangslage:

Michael ist angestellt und möchte gerne eine Eigentumswohnung kaufen. Diese soll 200.000 Euro kosten, und weil sie in Leipzig steht, betragen die Nebenkosten beim Erwerb lediglich knapp 12.000 Euro. Diesen Betrag hat er glücklicherweise zusammengespart, so dass die Kosten für Finanzamt, Notar und Grundbuchamt abgedeckt sind.

Den Kaufpreis von 200.000 Euro muss er finanzieren, jedoch haben ihm seine Eltern signalisiert, dass sie ihn finanziell mit bis zu 40.000 Euro unterstützen würden und damit die zu finanzierende Summe niedriger ausfallen könnte. Allerdings ist sich Michael nicht sicher, ob er diese Hilfe auch annehmen möchte. Bei seinen Überlegungen wollen wir ihn mit ein paar Beispielrechnungen unterstützen.


Mehr Eigenkapital - niedrigeres Darlehen

Es liegt auf der Hand, dass es einen Unterschied macht, ob Michael ein Darlehen von 200.000 Euro oder 160.000 Euro benötigt. Nehmen wir mal an, dass der Zinssatz für eine 15jährige Zinsbindung bei 2,55 % p.a. liegt. Wenn wir dazu noch eine Tilgung von 2,0 % p.a. ansetzen, dann liegt Michaels Monatsrate im ersten Fall bei 758,33 Euro. Nimmt er jedoch die finanzielle Unterstützung seiner Eltern in Anspruch, so dass er sich nur 160.000 Euro von der Bank leihen muss, hat er nur noch 606,67 Euro zu zahlen.


Mehr Eigenkapital - besserer Zinssatz

Hier lohnt ein genauer Blick. Das eben genannte Beispiel ist insofern nicht vollständig, als der Zinssatz, den die Banken bei einem Einsatz von 20 Prozent Eigenkapital gewähren, viel günstiger ist als bei einer Vollfinanzierung. Ganz konkret bedeutet das für Michael: Statt einem Zinssatz von 2,55 % p.a. bei einer Finanzierung des gesamten Kaufpreises bekommt er von der Bank einen Zinssatz von 1,90 % p.a. angeboten. Seine monatliche Darlehensrate ist also mitnichten bei 606,67 Euro, sondern bei lediglich 520 Euro.

Zinskonditionen Februar 2016


Exkurs: Kleiner Blick in die Vergangenheit

Heute kann der Einsatz von Eigenkapital den Zinssatz gut und gerne um einen ganzen Prozentpunkt drücken. Das war vor zwölf Jahren noch anders. Der Screenshot zeigt einen Ausschnitt der Zinsübersicht der ING-DiBa vom Mai 2004. Damals hätte Michael den Zinssatz seiner Finanzierung durch die Geldzuwendung seiner Eltern um gerademal 0,1 Prozentpunkte senken können. Ein magerer Effekt angesicht der stolzen Summe von 40.000 Euro.

Zinskonditionen Februar 2016


Gleiche Rate - geringere Restschuld

Wir haben gesehen, dass der Einsatz von 40.000 Euro unserem Michael eine Rate von 520 Euro ermöglicht (statt 758,33 Euro). Aber was ist, wenn Michael durchaus die höhere Rate zahlen möchte, um schneller das Darlehen zurück zu zahlen? Schauen wir uns zuerst die Situation bei der Vollfinanzierung an: Die Rate von 758,33 Euro setzt sich zusammen aus einem Zinssatz von 2,55 % p.a. und einer Tilgung von 2,0 %. Michael ist nach 32 Jahren und 5 Monaten schuldenfrei - vorausgesetzt, er leistet keine Sondertilgungen und die Zinsen bleiben über die ganze Laufzeit gleich.

Wenn er jedoch die 40.000 Euro seiner Eltern einsetzt und trotzdem 758,33 Euro monatlich zahlt, dann hat er bei einem Zinssatz von 1,90 % p.a. Spielraum für 3,79 % anfängliche Tilgung. Unter den gleichen Voraussetzungen (keine Sondertilgungen, gleichbleibende Zinsen) ist er nun nach 21 Jahren und 6 Monaten schuldenfrei! Das ist 14 Jahre früher!


Geringere Restschuld - leichtere Anschlussfinanzierung

Ein weiterer Vorteil, der nicht zu unterschätzen ist. Leider denken die wenigsten Kunden so langfristig!

Im ersten Beispiel - 200.000 Euro Darlehenssumme, 758,33 Euro Monatsrate - hat Michael nach 15 Jahren eine Restschuld von 127.000 Euro. Im zweiten Beispiel beträgt die Restschuld lediglich 55.000 Euro. Wenn nach 15 Jahren die Anschlussfinanzierung schwierig sein sollte, z.B. weil die Zinsen in der Zwischenzeit explodiert sind, dann lässt sich für eine Summe von 55.000 Euro sicher leichter eine Lösung finden als für 127.000 Euro.


Mehr Eigenkapital - höhere Zusagewahrscheinlichkeit

In den letzten Jahren haben fast alle Banken die Anforderungen an eine 100-Prozent-Finanzierung hochgeschraubt. Michael muss also ein höheres Einkommen haben als bei einer Finanzierung mit Eigenkapital, er sollte möglichst keine weiteren Kreditverpflichtungen haben und einen mindestens guten bis sehr guten Schufa-Score-Wert. Wenn er diese Voraussetzungen nicht erfüllt, dann kann es ihm passieren, dass er keine Bank findet, die ihm den kompletten Kaufpreis der Wohnung finanziert.


Fazit

Unsere Empfehlung für Michael fällt eindeutig aus: Der höhere Eigenkapitaleinsatz führt zu:

Er sollte seine Scheu überwinden und das Geld seiner Eltern annehmen. Die Finanzierung seiner Wohnung steht auf deutlich solideren Füßen, wenn er 160.000 statt 200.000 Euro finanziert!


Praxistipp

Setzen Sie nicht Ihr gesamtes Vermögen als Eigenkapital ein. Stellen Sie sicher, dass Sie mindestens drei Monatsgehälter als eiserne Reserve jederzeit verfügbar haben.

Warum?

Falls der Neubau doch teurer wird als geplant. Falls Sie ernsthaft erkranken und nach sechs Wochen durch das niedrige Krankengeld einen Einkommensverlust erleiden. Falls die Waschmaschine kaputt geht. Falls Sie der Umzug Geld kostet oder das Renovieren Ihrer alten Mietwohnung.

© 2014 Baufinanzierung Wenzel