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Wo steht die Bankenwelt zu Beginn des Jahres 2020? (8. Januar 2020)

Die Niedrigzinsphase hinterlässt deutliche Spuren in den Bankbilanzen und treibt auch in der Produkt- und Kreditpolitik seltsame Blüten. Wussten Sie, dass wir in bestimmten Bereichen der Baufinanzierung de facto bereits Negativzinsen haben? Haben Sie mitbekommen, dass bei einigen Banken bestimmte Basisangebote, wie z.B. ein simples Tagesgeldkonto, nicht mehr erhältlich sind? Unter folgenden Stichworten wollen wir unsere Beobachtungen schildern:


Euro-Geldscheine


Negativzinsen

Bei den Guthaben sind Negativzinsen im Laufe des Jahres 2019 beinahe Standard geworden.

Puh, das ist ja mal ein Einstieg in das Thema. Mag sein, dass die Aussage etwas übertrieben ist, aber wenigstens haben wir jetzt Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

Korrekterweise muss es heißen: Bei Firmenguthaben und Guthaben im sechsstelligen Bereich sind Negativzinsen mittlerweile beinahe Standard. Aber wie sieht es eigentlich in der Baufinanzierung aus? Kann ich einen Hausbau oder einen Wohnungskauf finanzieren und kriege dabei noch was raus?

Im Standardgeschäft der Immobilienfinanzierung muss man sagen: Nein, das ist (noch) nicht so. Bei bestimmten Programmen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gibt es das allerdings schon längst. Das nennt sich Tilgungszuschuss und dieser kann bei einem Darlehen von 100.000 Euro bis zu 15.000 Euro betragen, wenn die Immobilie ein bestimmtes Effizienzniveau erreicht.

Warum wird das in der Öffentlichkeit so nicht wahrgenommen? Warum bringt niemand die Begriffe "Tilgungszuschuss" und "Negativzinsen" zusammen? Wir glauben, dass das an den veröffentlichten Zinssätzen dieser Darlehen liegt, die von der KfW allesamt ohne Tilgungszuschuss berechnet werden. Das könnte man auch anders handhaben, aber vermutlich will die KfW Diskussionen mit den privaten Banken aus dem Weg gehen und gar nicht so deutlich machen, dass sie hier Millionenbeträge raushaut.

Zwei Worte noch zum Zinsniveau an sich: Mittlerweile hat sich in der Fachwelt die Ansicht durchgesetzt, dass nicht allein die Notenbanken mit ihrer Politik des billigen Geldes für das niedrige Zinsniveau verantwortlich sind, sondern dass auch größere volkswirtschaftliche Verschiebungen Anteil daran haben. Da diese Veränderungen langfristiger Natur sind, geht derzeit die Mehrheit der Fachleute davon aus, dass die Zinsen noch eine ganze Weile niedrig bleiben. Wenn auch vielleicht nicht auf dem ultraniedrigen Niveau, das wir heute haben.

Übrigens verdienen Banken auch bei aktuellen Zinsen Geld. Entgegen der landläufigen Meinung ist für eine Bank nicht das ABSOLUTE Zinsniveau entscheidend, sondern die ZinsMARGE. Wenn eine Bank sich zu -0,5 Prozent refinanziert, also Geld einkauft, und dieses Geld für 1 Prozent weiterverleiht (z.B. für eine Baufinanzierung), dann hat sie damit immer noch 1,5 Prozent verdient − ganz simpel formuliert.


Gebührenschraube

Die Möglichkeiten der Banken, Gebühren zu erheben, sind mittlerweile begrenzt. Aber wo es noch zulässig ist, da wird fleissig an der Preisschraube gedreht.

Ohne jetzt auf konkrete Kreditinstitute eingehen zu wollen: Das kostenfreie Girokonto, an das wir uns alle gewöhnt haben, ist auf dem Rückzug. Längst haben die Banken erkannt, dass das Girokonto eben nicht zwangsläufig zu einer tieferen Kundenbeziehung und damit mehr Erträgen führt. Das klappt − wenn überhaupt − nur dort, wo es aktiv genutzt wird, und selbst dann kostet es meistens etwas.

Interessanterweise hat man den Eindruck, dass parallel zu höheren Preisen für Banking und Brokerage der Service und die Zuverlässigkeit immer schlechter werden. Kunden der Commerzbank, der DKB, aber auch von vielen anderen Kreditinstituten werden wissen, was wir meinen.


Produktpolitik

Wussten Sie, dass man bei der Comdirect als Neukunde kein Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto mehr eröffnen kann? Wir bis gestern auch nicht.

Zur Einordnung: Das sind zwei absolute Standardprodukte, die eigentlich jede Bank anbieten sollte. Die Mutter der Comdirect, die Commerzbank, hält es ähnlich: Dort stehen diese Produkte nur Kunden zur Verfügung, die ein (teures) Premium-Girokonto unterhalten.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Prall gefüllte Tagesgeldkonten sind in der heutigen Zeit für Banken ein Problem. Und wenn ein Negativzinssatz auf große Guthaben noch nicht ganz den gewünschten Effekt zeigt, also nicht genügend Kunden vertrieben hat, dann muss man als Bank halt zu härteren Maßnahmen greifen.

Nun kann man natürlich fragen: Was geht mich das an? Aber es zeigt doch unzweideutig, dass die Niedrigzinsphase unerwartete Effekte hat und sich da gerade etwas verschiebt. Wohin genau wissen wir auch nicht. Aber wir bleiben dran.


Filialsterben

Eigentlich ist dazu schon alles gesagt bzw. geschrieben worden, nur eben noch nicht von jedem. Zum Beispiel von uns.

Erst einmal ein paar Zahlen: Zwischen 2008 und 2018 haben deutsche Banken rund 12.000 Zweigstellen geschlossen. Allein 4.200 davon in den Jahren 2017 und 2018. Für 2019 liegen noch keine aktuellen Zahlen vor. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend auch im letzten Jahr fortgesetzt hat und auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird.

Wenn Kunden überhaupt noch eine Filiale aufsuchen, dann für SB-Aktivitäten; also Geld einzahlen, Geld auszahlen, Überweisungen tätigen, Kontoauszüge ausdrucken. Immerhin 85 Prozent aller Kunden − das hat man untersucht − sind einmal im Monat in ihrer Bankfiliale. Aber die Wege werden im Zuge der Filialschließungen länger werden.

Eine interessante Beobachtung dazu haben wir letztes Jahr gemacht. Wir waren nämlich in Kiel, einer Stadt mit immerhin rund 250.000 Einwohnern. Also nicht ganz klein. Darüber hinaus sogar Hauptstadt eines Bundeslandes, nämlich von Schleswig-Holstein.

Die Deutsche Bank hat in Kiel eine Filiale. Eine einzige! Na gut, es gibt noch ein paar Selbstbedienungsfilialen mit Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern. Aber wenn man als Kieler Kunde der Deutschen Bank Beratung möchte, dann hat man genau einen Anlaufpunkt. So sieht Filialsterben in der Praxis aus.


Sachwertwahn

Puh, noch so eine polarisierende Überschrift. Aber damit ist die Preisentwicklung nicht nur bei Immobilien, sondern auch bei anderen Sachwertsparten ganz gut beschrieben. Wo man hinschaut: Rekorde!

Der Goldpreis ist auf dem höchsten Stand seit 2013. Die Preise für Spitzenkunst − ob alt oder modern − sind explodiert. Bei Antiquitäten, Oldtimern oder Münzen ist es ähnlich. Wer dieser Tage versucht, ein Schließfach bei einer Bank zu ergattern, muss in den meisten Filialen mit einer monate-, manchmal sogar jahrelangen Wartezeit rechnen. Denn irgendwo müssen die guten Stücke ja auch hin.

Nun sind wir keine Spezialisten für Kunst und Krempel, sondern für Immobilien, und wer uns folgt − über unsere Homepage, über Facebook oder über Twitter −, der sollte über die Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt ganz gut informiert sein. Aber eine kleine Geschichte wollen wir hier noch erzählen.

Baufinanzierung Wenzel gibt es seit 2004, also seit über 15 Jahren. Unter unseren ersten Kunden sind einige, die nach der ersten Immobilie (die meist zur Eigennutzung erworben wurde) auf den Geschmack gekommen sind und sich noch einige weitere (vermietete) zugelegt haben. Ein gutes Dutzend unserer Altkunden ist mittlerweile Millionär. Das sind ganz normale Leute, die in der Regel ganz normalen Berufen nachgehen, aber sich in den mittleren und späten 2000er Jahren fünf oder sechs Immobilien zugelegt haben.

Spricht man diese Tatsache einmal aus, sind die meisten sehr überrascht. Doch wenn man nüchtern auf die Immobilien schaut, den Wert solide kalkuliert und die aktuellen Verbindlichkeiten abzieht, dann kommt da halt eine siebenstellige Zahl raus. Meist fühlen sich diese unsere Kunden nicht wie Millionäre, aber Zahlen lügen eben nicht. Wobei das wohlgemerkt Buchgewinne sind. Niemand von diesen Kunden möchte diese Wertsteigerungen wirklich durch Verkauf realisieren.

Daraus kann man, wenn mal will, zwei Schlüsse ziehen: Millionär zu sein, ist auch nicht mehr das, was es mal war. Oder aber: Die Preisexplosion bei Immobilien ist einfach unfassbar.


Schlussbemerkung

Man hat manchmal das Gefühl, alles dreht sich immer schneller, wird unübersichtlicher und auch unsicherer. Oft hilft es, sich vor Augen zu halten, dass das früher auch nicht viel anders war. Vor zehn Jahren steckten wir mitten in der Finanzkrise, haben über Kurzarbeitergeld und Abwrackprämien geredet und niemand wusste, wohin die Reise geht. Oder vor dreißig Jahren als die alte Ordnung zusammengebrochen war und vom "Ende der Geschichte" die Rede war.

Da hilft es, sich vor Augen zu halten, dass ein paar Dinge universell sind: Ein menschlicher Kontakt ist immer wertvoller als ein Algorithmus. Ein persönliches Gespräch geht immer tiefer als eine SMS. Daran halten auch wir uns und bieten Ihnen auch im sechzehnten Jahr persönliche, individuelle Beratung.

Wir, die Menschen hinter Baufinanzierung Wenzel, also Corinna Lindenblatt, Heiko Kieser und Andreas Wenzel, sind auch im neuen Jahr für Sie da, um Sie bestmöglich bei der Finanzierung Ihrer Immobilie zu begleiten und zu unterstützen. Wir wünschen Ihnen ein gutes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2020.

© 2014 Baufinanzierung Wenzel